25 Jahre Mauerfall
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25 Jahre danach
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25 Jahre danach ist die Euphorie von damals leider verflogen.
Es sind viele Häuser saniert und rekonstruiert, die bei Weiterbestehen der DDR schon längst zusammen gefallen wären. Tourismus wurde international in alle Länder und aus allen Ländern möglich. Meinungsfreiheit wurde möglich. Umweltschutz wurde seitdem zeitweilig besser vorangetrieben. ... Das Leben wurde bunter und vielfältiger, aber auch stressiger.
Die angekündigten blühenden Landschaften wurden nur teilweise realisiert. An vielen Stellen wuchs und wächst leider eher Unkraut.
Es hätte nicht alles im Ostteil platt gemacht werden müssen, nur, weil's 'n ostdeutschen Touch hat(te). SERO oder Polykliniken z.B. hätte man erhalten können. Jetzt tauchen solche Strukturen langsam wieder unter neuem Namen auf.
Natürlich will ich die DDR auf keinen Fall zurück! Aber ich finde es traurig und schlimm, daß es immer noch so große Unterschiede zwischen Ost- und Westniveau bei Löhnen, Gehältern, Renten, etc. gibt. Wir sind hier im Osten keine schlechteren Menschen, die weniger wert sind!
Und, daß im Einigungsvertrag nicht jeder Beruf einzeln genannt wurde und nun alle, die nicht genau die selbe Berufbezeichnung wie Leute aus der Alt-BRD haben jetzt, auch 25 Jahre nach der Wende immer noch zu lebenslänglich Ossi verurteilt und mit weniger Rente bestraft werden, ist ein Armutszeugnis des gesamtdeutschen Rechtsstaates, denn die entsprechend verantwortlichen Politiker hatten 24 Jahre Zeit, dieses Unrecht zu ändern, interessieren sich aber heute noch nicht für die mehreren 100000 Vergessenen Techniker, Mathematiker, Chemiker, Biologen, Physiker, Maschinenbauer, Handwerksmeister, ... Gerechtigkeit sieht anders aus! Davon sind wir immer noch oder schon wieder sehr sehr weit weg!
Es gibt inzwischen in Deutschland etwas, was sogar noch schlimmer ist als die DDR-Zwänge: HartzIV. Und davon sind in Ostdeutschland wesentlich mehr Leute betroffen als im Westteil, und zwar unfreiwillig, sowohl in Ost alsauch in West. Im Ostteil spielen besonders die sogenannten unterbrochenen Lebensläufe durch die vielen Firmenstillegungen und Umstrukturierungen eine besonders negative Rolle. Es ist besonders tragisch, daß ausgerechnet die, die vor 25 Jahren für Freiheit und Gerechntigkeit gekämpft haben, jetzt als 50+-Leute auf dem Arbeitsmarkt kaum noch eine Chance haben.
Eigentlich wollten wir damals mehr, auch mehr Gerechtigkeit für alle, nicht nur für die Ostdeutschen.
 
Von einer wirklich vollzogenen Einheit sind wir leider immer noch ziemlich weit entfernt.
Manchmal scheint es, als wenn viel Staub und Nebel die klare Sicht verschleiert und Viele einzeln verzweifelt nach Oasen suchen, nicht nur in Deutschland, sondern auch global betrachtet. Mit der Öffnung des sogenannten Eisernen Vorhangs in Ungarn 1989 nach zahllosen Ausreisen und den Botschaftsflüchtlingen u.a. in Prag und teilweise schon vorher mit der Solidarnosc-Bewegung seit 1981 in Polen wurde eine neue Epoche der Geschichte eingeläutet, die mit dem Fall der Berliner Mauer und der Öffnung aller DDR-Grenzen 1989 einen enormen Schub vorwärts erhielt. Aber irgendwie wird die nachfolgende Entwicklung immer langsamer und scheint manchmal stecken zu bleiben.
Sind wir wirklich alle schon wieder zu müde oder zu bequem geworden? Sollten 25 Jahre tatsächlich zu wenig gewesen sein, um mehr Ziele von damals für eine gerechtere Zukunft zu verwirklichen? Unser Protest von damals kann doch nicht einfach als Illusion verhallen!
  weite Welt
... weite Welt ... näher ... und doch so weit ...

 

Vignette aus meinem Buch Meine erste Reise ... Karin Vogler




© Karin Vogler, Rudolstadt